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#takecare
Die Kunst des Schmeckens
Dokumentationsmaterialien
Worum geht's?
Ein Erfahrungsraum des Schmeckens wird erbaut, in dem Sinnesreize theatral erzeugt werden. Wie kann man Äpfel schmecken, ohne hineinzubeißen? Dafür wird mit theatralen Mitteln wie Bewegung, Text, Licht, Projektion, Soundgestaltung und Gerüchen experimentiert, um Geschmack mit allen Sinnen inszenieren zu können.
Diese Seite dokumentiert via Video- und Bildmaterialien einige praktische Versuche der #takecare Residenz "Die Kunst des Schmeckens" 20/21, das theoretische Recherchematerial wird auf dieser Seite nicht dokumentiert.
11 Mal probieren, dann schmeckt’s
Aufgabe: Untersuche die Behauptung, die Beurteilung eines Lebensmittels als “nicht schmeckend” durch eine Versuchsperson, lasse sich durch elfmaliges probieren in “schmeckend” umwandeln.
Idee: Versuchsperson 1 schmeckt Kohlrabi nicht.
Dies soll durch elfmaliges Probieren geändert werden. Dabei sind keine Gewürze und keine weiteren Zutaten zulässig, nur die Zubereitungsart darf variiert werden.
Beobachtung: gekocht schmeckt Kohlrabi der Versuchsperson besser als roh. Alle Probierversuche wurden an einem Tag unternommen, wodurch die Abneigung gegen Kohlrabi bei der Versuchsperson insgesamt in einem Maße anstieg, das zum Abbruch der Versuchs nach 5 mal Probieren führte. Dieses Experiment bleibt unvollendet.
Über Geschmack sprechen
Wir haben Listen erstellt, um Adjektive und Substantive
zu sammeln, die unser Vokabular des Schmeckens erweitern.
Schmeck- und Riechtraining
wir haben über verschiedene Langzeit-Versuche unseren Schmeck- und Riechsinn trainiert, nach Vorgaben von Sommelière-Übungen und medizinischem Riechtraining.
Versucht 1 - regelmäßig eine reife, eine überreife und eine unreife Organe in all ihren Bestandteilen essen.
Versuch 2 - täglich zweimal an Eukalyptus, Rosen und Zitronen riechen.
Versuch 3 - täglich an verschiedenen Steinarten lecken.
Coaching unseres Geschmacks
Wir haben an einer digitalen Kaffeeverkostung eines professionellen Baristas teilgenommen.
Dafür bekamen wir vorab ein Paket mit Kaffee zugeschickt.
Abstraktion eines Geschmacks
Wir haben einzelne Geschmäcker in Form eines Rezepts der Molekularküche nachgeahmt und von ihrer Form entfremdet verkostet.
Übertragung eines Geschmacks in einen Geruch
Wir haben Lebensmittel geräuchert und somit zu einem Geruch/Aroma umgewandelt.
Versuch zur Extrahierung des Geruchs einer Zwiebel über Wasserdampfdestillation
Die Beschreibung stehen in den Bildtiteln.
Verkostung #1
Probandin mit verbundenen Augen bei der Blindverkostung des Pilzgerichts mit dem entsprechenden Sound über Kopfhörer (einmal den Sound Waldboden, dann Snowcrunch)
Verkostung #2 und #3
#2 Blindverkostung mit knackigem Apfelsound (ASMR Knackiger Apfel)
#3 Blindverkostung mit Zitronenduf
Apfelmelasse
Aufgabe: aus Äpfeln ein haltbares Material herstellen, dass räumlich-szenisch eingesetzt werden kann.
Idee: Apfelmelasse kochen
Apfelsaft und Zucker werden so lange gekocht, bis eine zähe, klebrige Masse entsteht.
Beobachtung: das Endprodukt ist essbar und durchscheinend.
Anwendungsidee: auf der Bühne von oben Melasse fließen lassen, auf dem Bühnenboden sammelt sie sich wieder zu einer zusammenhängenden Masse. Finger und Füße in Bewegung durch die Melasse ziehen Fäden, bleiben kleben, verteilen die Melasse und diese sammelt sich an neuen Orten zu zusammenhängenden Klecksen.
Versuch eines essbaren Bühnenbildes
Fragestellung: Wie kann ich eine Zwiebel in ein haltbares, räumlich gestaltendes Material verwandeln?
Idee: Zwiebelpapier herstellen
Die Zwiebel wird geschnitten, gekocht und dann gepresst, bis ihr die gesamte Flüssigkeit entzogen wurde. Die einzelnen Ringe verbinden sich dadurch zu einem brüchigen, durchlässigen Material.
Beobachtung: der Prozess dauert mehrere Tage und verströmt einen unangenehmen Zwiebelgeruch. Das Ergebnis ist extrem empfindlich, stinkt aber nicht mehr.
szenische Ideen: hinterleuchten, für Schattenwurf nutzen, als Raumteiler verwenden, Spiel mit Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit
Zitronensaft räumlich-szenisch einsetzen
Frage: welche Materialien lassen sich mit Zitronensaft ätzen bzw. farblich verändern?
Idee: weißen Stoff oder weißes Papier mit Rotkohl blau färben, dann mit Zitronensaftspritzern pinkfarbene Akzente setzen. Dazu wird zunächst der Rotkohl geschnitten und ausgekocht. Das Papier wird über Nacht in den Rotkohlsud gelegt. Sobald es getrocknet ist, kann es mit Zitronensaft behandelt werden.
Beobachtung: Papier lässt sich leichter färben als Stoff, der Effekt funktioniert auch, wenn das Papier nur leicht bläulich ist. Der kochende Rotkohl verströmt einen muffigen Geruch.
szenische Idee: Zuschauende werden aufgefordert ein zunächst unscheinbares Kostüm oder eine Fläche im Bühnenbild mit Zitronensaft zu gestalten. Füße die durch Zitronensaft gelaufen sind, hinterlassen sichtbare Fußspuren auf einem blauen Papier…
TEAM edgarundallan Kathi Laage, Sira Möller, Jonas Sausmikat, Winnie Wilka
RESIDENZZEITRAUM 15.12.2020 - 15.02.2021
MIT UNTERSTÜTZUNG VON Theaterwerkstatt Pilkentafel Flensburg, LOT-Theater Braunschweig
Gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR. Die TakeCareResidenz wird realisiert im Rahmen einer Kooperation zwischen den Bundesnetzwerk flausen+ und dem NFT – Netzwerk Freier Theater.
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GEFÖRDERT VON